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Marc Chagall (1887–1985) gehört zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. In seinem Schaffen spielen biblische Themen immer wieder eine große Rolle. Das Landesmuseum zeigt die 24 Originallithografien des Exodus-Zyklus, den Chagall 1966 in Paris schuf. Darin schildert der Künstler Themen wie den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, die Errettung Israels am Schilfmeer und den Bundesschluss am Sinai. In der Umsetzung lehnt er sich eng an das 2. Buch Mose des Alten Testaments an.

Der als Sohn einer jüdisch-orthodoxen Arbeiterfamilie in Witebsk, Weißrussland, geborene Marc Chagall reiste 1910 zum ersten Mal nach Paris. Hier befreundete er sich mit den Künstlern der Avantgarde, darunter Robert Delaunay, Fernand Léger, Amedeo Modigliani und der Bildhauer Alexander Archipenko. 1914 fand die erste Einzelausstellung des Künstlers in Berlin statt. Nach diesen ersten, sehr erfolgreichen Jahren kehrte Chagall nach Russland zurück, wo er vom Krieg überrascht wurde und sich in seine Heimatstadt zurückzog. Vor den schwierigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen nach der Oktoberrevolution flüchtete er 1922 nach Berlin. Hier erlernte er nicht nur die Technik der Radierung, sondern erprobte auch erstmals die Lithografie sowie den Holzschnitt. 1923 siedelt er schließlich nach Paris über und nahm 1937 die französische Staatsbürgerschaft an. Chagall, dessen Werke 1933 von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt wurden, emigrierte wegen der drohenden Auslieferung durch das Vichy-Régime 1941 in die Vereinigten Staaten. Erst 1948 kehrte er nach Frankreich zurück. Nach dem Krieg entstanden viele seiner unverwechselbaren farbigen Lithografien, die ihm einen zentralen Platz im Bildgedächtnis des 20. Jahrhunderts gesichert haben und für die er bereits zu Lebzeiten große öffentliche Anerkennung erhalten hat.

Die Bildwelten Chagalls sind von dem Erleben des jüdischen Stetls und der jüdisch-chassidischen Erzähltradition geprägt. Gleichwohl hat der Künstler sowohl Szenen des Alten wie des Neuen Testaments illustriert. 1931 hatte er Jerusalem und die biblischen Stätten selbst bereist. Auf die Illustrationen zum Alten Testament (1931) und die 1956 erschienene Lithografien-Folge zur Bibel folgte 1966 der Exodus-Zyklus. Der Titel des Zyklus ist über die Bezeichnung des Auszugs der Israeliten aus Ägypten hinaus zu einem Schlüsselbegriff für die Befreiung versklavter und rechtloser Menschen aus Unrecht und Gewalt geworden. Motive wie Befreiung, Aufbruch und Ankommen, von Chagall in beeindruckenden Bildern umgesetzt, ermöglichen die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie Flucht, Migration und der Suche nach Heimat in einer globalisierten Welt. Druckgrafische Blätter des 19. und 20. Jahrhunderts zu alttestamentlichen Themen aus der Sammlung des Landesmuseums flankieren Chagalls Lithografien.

Die Ausstellung findet statt in Kooperation mit der Akademie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.

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