Zum Hauptinhalt springen
Wäsche waschen, letzte Besorgungen erledigen, Koffer packen... Bevor es auf Reisen geht, gibt es eine Menge zu tun! Doch was passiert eigentlich mit einem Kunstwerk, wenn es reist? Wir haben unserer Gemälderestauratorin Bianca May über die Schulter geschaut und das 1924 entstandene Gemälde „Trois vieilles femmes“ von Jean Fautrier auf seiner Reise vom Prinzenpalais ins Emil Schumacher Museum Hagen begleitet.

Vor dem Transport nimmt die Restauratorin das Gemälde genau unter die Lupe: Im Streiflicht zeigen sich feine Risse in der Malschicht. Damit das Gemälde den Transport sicher übersteht, wird ein Schwingschutz eingelegt: Das Wattebett auf der Rückseite der Leinwand fängt Erschütterungen während des Transports auf.

Am Tag der Abreise wird die Kiste geöffnet, die sich bereits im Museum akklimatisiert hat. Die Klimakiste ist in der Lage, das im Ausstellungsraum bestehende Klima, d.h. Temperatur und Luftfeuchtigkeit, über einen gewissen Zeitraum zu halten und so starke klimatische Schwankungen abzumildern.

„Von Nagel zu Nagel“: Der Leihgeber versichert das Bild zu Lasten des Leihnehmers von dem Zeitpunkt an, an dem es von der Wand genommen wird, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es wieder in das „Heimatmuseum“ zurückkehrt und seinen Platz im Ausstellungsraum eingenommen hat. Da der Rahmen des Gemäldes (und damit der Abstand zur nicht verglasten Bildoberfläche) sehr flach ist, werden vier Baumwollbänder um den Rahmen gespannt, sodass die Folie, in der das Gemälde anschließend luftdicht verpackt wird, den Malgrund nicht berührt.

Nach dem Verladen in die Klimakiste werden dem Gemälde noch Reiseunterlagen mit detaillierten Vorgaben und einem Zustandsprotokoll beigefügt. Nach Ankunft am Zielort können so Zustandsveränderungen erkannt werden. Sicher verpackt wird das Gemälde nun auf den temperierten und luftgefederten LKW verladen.
Auf nach Hagen!

Nach Ankunft am Zielort bleibt die Kiste wieder einige Tage geschlossen zur Akklimatisierung im Ausstellungsraum. Bianca May, die dem Gemälde als Kurierin nachgereist ist, ist beim Öffnen der Kiste anwesend und überprüft gemeinsam mit der Restauratorin in Hagen den Zustand des Gemäldes. Es ist vollbracht: Das Gemälde hat seinen Platz in der Ausstellung „Jean Fautrier - Genie und Rebell“ gefunden. Bis zum 27. Oktober 2024 ist es im Emil Schumacher Museum in Hagen zu sehen und wird anschließend seine Rückreise nach Oldenburg antreten.