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Das Jahr 1619 markiert einen Meilenstein in der Oldenburger Landesgeschichte: Nach langem diplomatischen Ringen gelang es dem letzten Oldenburger Grafen Anton Günther Anfang September des Jahres, die deutschen Kurfürsten von seinem Zollprivileg für die Unterweser zu überzeugen. Damit waren die Weichen für eine der wichtigsten Geldquellen des Oldenburger Grafenhauses gestellt. Da die Zollpolitik vor allem den Bremer Überseehandel betraf, entfachte diese zugleich einen jahrzehntelangen, erbitterten Handelsstreit zwischen Oldenburg und Bremen.

Den 400. Jahrestag des Beschlusses zum Weserzoll nimmt das Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg zum Anlass, sich mit der Kabinettausstellung „Graf Anton Günther und sein Weserzoll“ den maßgeblichen Regierungsprinzipien Graf Anton Günthers zu widmen. Vom 24. März bis zum 15. September 2019 beleuchtet die Schau am Beispiel des Weserzolls, mit welchem politischen Geschick Graf Anton Günther die Regierungsgeschäfte führte.

Fast 200 Jahre lang fand der für das Grafenhaus äußerst lukrative Weserzoll seine Anwendung. Betrugen die Zollerträge im ersten Jahr noch bescheidene 545 Taler, so waren es bei Graf Anton Günthers Tod bereits 19.636 und zur Zeit des Herzogs Peter Friedrich Ludwig schließlich 135.000 Reichstaler. 1803 musste Oldenburg zwar auf diese Geldquelle offiziell verzichten, erhielt jedoch zum Ausgleich die Ämter Wildeshausen, Vechta und Cloppenburg. Ohne Graf Anton Günthers Weserzoll hätte es daher wohl kein Südoldenburg (1803–1946) im bekannten Umfang gegeben, was heute, 400 Jahre später, die politische Bedeutung des Beschlusses verdeutlicht.

Doch wie konnte Graf Anton Günther seinen Zollanspruch vor den Kurfürsten und dem Kaiser legitimieren und deren Zustimmung gewinnen? Als Grundlage für den Zollanspruch diente ihm die Tatsache, dass Oldenburg seit 1514 über das gesamte westliche Unterweser-Ufer und einen kleinen Teil des Ostufers gebot. Der Graf forderte offiziell eine finanzielle Entschädigung für seine Aufwendungen für Deichschutz und Verkehrssicherheit, tatsächlich verfolgte er jedoch rein fiskalische Interessen.

Überzeugungshilfe für die Rechtmäßigkeit seines Planes bei den Diplomaten, Beamten und Fürsten leisteten aufwendige Geldgeschenke, goldene „Gnadenpfennige“ und wertvolle Pferde aus der gräflichen Zucht. Kaiser Ferdinand II. ließ sich von Anton Günther davon überzeugen, der Weserzoll belaste in erster Linie den wichtigen Handel der Niederländer mit Bremen – ein Glücksfall für den Kaiser, denn mit weiten Teilen der Niederlande lagen die kaiserlichen Herrscher seit 1566 im Krieg. So gelang es dem gewieften Anton Günther durch Bestechung und politisches Kalkül seine Interessen durchzusetzen.

Rund 16 Objekte aus der Sammlung des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, darunter Portraits, Gnadenpfennige, Portraitminiaturen und Münzen, führen die Hintergründe des politischen Coups Weserzoll vor Augen. Gezeigt werden zudem eine Reihe von Archivalien des Landesarchivs Oldenburg sowie die originale Mähne des gräflichen Lieblingspferdes „Kranich“ aus dem Bestand des Landesmuseums Natur und Mensch.

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