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Alfred Mahlau, Weihnachtsmesse der Kunsthandwerker, 1954 

Buchdruck, Ausstellungsplakat
Christians Druckerei und Verlag, Hamburg
Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg
Inv. 27.097

Marcus Kenzler

Plakate sind nicht nur prägnante Werbeträger für Konsumgüter oder politische Inhalte, sie sind oft Medium und Kunstwerk zugleich und spiegeln den Zeitgeist einer Gesellschaft wider. Nachdem insbesondere französische Maler und Grafiker maßgeblich dazu beigetragen hatten, dass sich das Plakat als Gattung der angewandten Kunst etablieren konnte, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland die ersten künstlerisch gestalteten Plakate, die Kunst- oder Kunstgewerbeausstellungen bewarben. Mit dem Jugendstil erlebte das Künstlerplakat eine erste große Blütezeit, die sich mit den Arbeiten des Expressionismus und des Dadaismus fortsetzte. Mit dem Ersten Weltkrieg und vor allem in der Zeit der Weimarer Republik erweiterte sich der Wirkungskreis des Plakats, das nun intensiv für politische Zwecke eingesetzt wurde und als Instrument der ideologischen Auseinandersetzung diente. Darüber hinaus bewirkte die rasche Professionalisierung der Werbebranche eine Zunahme der kommerziellen Reklame.

Miniaturen basieren (meist) auf einem realen Vorbild, sind aber aufgrund ihrer eigenen Gestaltung und materiellen Beschaffenheit eine Interpretation des Vergleichsobjekts. Durch ihre kleinere Größe sind sie mit einem Blick erfassbar und leicht versetzbar. So lassen sich Welten verändern und inszenieren: „Die Magie von Miniaturen liegt in der scheinbar identischen und doch grundsätzlich veränderten Wiederholung des in Lebensgröße materiell (potentiell) Existierenden."

Werbung für die Kunst: Das Ausstellungsplakat der Nachkriegszeit

Nach dem Ende der NS-Diktatur und den traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs markierten die 1950er Jahre eine Zeit des Neuanfangs: Während in der Bundesrepublik die Ära Adenauer für eine expandierende Wirtschaft und den Aufbau eines Sozialstaats stand, etablierte sich in der DDR ein System, das auf Planwirtschaft setzte. Im Zuge der gesellschaftlichen und künstlerischen Neuorientierung erlebte das Plakat in beiden Teilen Deutschlands einen ungeheuren Aufschwung, der auch durch das steigende Bedürfnis der Menschen nach Kunst und Kultur geprägt war. Museen und Galerien bedienten das große Interesse mit einer stetig steigenden Zahl an Ausstellungen, die mit Plakaten beworben wurden. Bereits in den 1950er Jahren etablierte sich die Praxis, Ausstellungsplakate deutschlandweit an Museen, Galerien und Kunstvereine mit der Bitte um Aushang zu versenden. Dabei wurden die Plakate häufig nicht in Umschlägen verschickt, sondern gefaltet und rückseitig mit Adresse und Briefmarke versehen. Auf diese Weise erhielt auch das Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg zahllose Ausstellungsplakate, die akkurat geglättet und im Eingangsbereich des Oldenburger Schlosses ausgehängt wurden. Nach Ablauf der Ausstellungszeit wurden diese Plakate jedoch nicht, wie allgemein üblich, weggeworfen, sondern geflissentlich aufbewahrt. Bis in die 1990er Jahre gelangten auf diese Weise zahllose Ausstellungsplakate in die Bestände des Landesmuseums, die teilweise eine erstaunliche Transformation vom massenhaft produzierten, kommerziellen Werbeträger zum eigenständigen Kunstobjekt mit Seltenheitswert durchliefen.

Weihnachtliche Ausstellungsplakate der 1950er und 1960er Jahre

Eine besondere Bedeutung im Sammlungsbestand der Ausstellungsplakate haben die Exponate aus den 1950er und 1960er Jahren, da sie mit Abstand das umfangreichste Konvolut darstellen und farbenprächtige Beispiele des ungeheuren Plakatbooms dieser Zeit sind. Als gedruckte Zeitzeugen geben sie Aufschluss über die Entwicklung künstlerischer Positionen im geteilten Nachkriegsdeutschland, in dem sich eine oft gegensätzliche Formensprache artikulierte. Während im vom Wirtschaftswunder geprägten Westen vielfach abstrakte und formal reduzierte Kompositionen dominierten, überwogen in der DDR realistische Ausdrucksformen, die dem Dekret des Sozialistischen Realismus folgten. Diese Gestaltungsprinzipien finden sich auch in Plakaten zu Weihnachtsausstellungen der 1950er und 1960er Jahre in West- und Ostdeutschland, die jedoch bis heute hinsichtlich ihrer Wirkung recht unterschiedlich wahrgenommen werden. So verzichten bundesrepublikanische Plakate weitgehend auf weihnachtliche Klischeedarstellungen und sind oftmals auf abstrakte Formen, Motive und Schriftelemente reduziert – der Bezug auf das Weihnachtsfest wird bei einigen Arbeiten erst auf den zweiten Blick sichtbar. Dagegen bedienen beispielsweise Plakate aus Freiberg in Sachsen, die Ausstellungen zu Themen wie „Kinderweihnacht“ oder „Die Weihnachtspyramide“ bewerben, die gesamte Bandbreite an traditionellen Darstellungsmustern und klassischen Weihnachts-Stereotypen.

Mahlaus Schneeflocke

Exemplarisch für die westdeutsche Ausstellungswerbung der Nachkriegszeit sind die Plakate des norddeutschen Malers und Gebrauchsgrafikers Alfred Mahlau (1894–1967), dessen Wirken untrennbar mit der Hansestadt Lübeck verbunden ist, in der er ab 1905 aufwuchs. Nach dem Besuch einer Malschule nahm er 1911 ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Frankfurt am Main auf und wechselte 1913 an die Königliche Kunstschule zu Berlin. Nachdem er seinen freiwilligen Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg absolviert und 1919 sein Studium in Berlin beendet hatte, kehrte er nach Lübeck zurück, wo er sich schon bald als Gebrauchsgrafiker einen Namen machte. Den Auftakt markierte sein damals kontrovers diskutiertes Plakat für die „Nordische Woche“, die 1921 in Lübeck stattfand und die Beziehungen Deutschlands zu Skandinavien intensivieren sollte. Im selben Jahr folgten Entwürfe für das Lübecker Notgeld, 1926 entstand das zweiteilige szenische Druckwerk „Der Historische Fest-Zug zur 700-Jahrfeier der Reichsfreiheit Lübecks“. Darüber hinaus entwarf Mahlau im Auftrag der Hansestadt zahlreiche Werbeplakate, gestaltete Buchumschläge, Briefmarken, Bildteppiche und Bühnenbilder, betätigte sich in der kommerziellen Produktwerbung und widmete sich der Glasmalerei. Die bekanntestes Zeugnisse seiner Arbeit sind aber wohl die bis heute gültigen Logos der Schwartauer Marmeladenfabrik und der traditionsreichen Lübecker Marzipanfabrik J. G. Niederegger. In der Zeit des Nationalsozialismus war er weiterhin erfolgreich als Gebrauchsgrafiker und Gestalter tätig; im August 1944 wurde er sogar in die von Adolf Hitler und Joseph Goebbels beauftragte sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen, wodurch er als „unabkömmlich“ galt und zunächst vom Front- und Arbeitseinsatz verschont blieb. Nach kurzer sowjetischer Kriegsgefangenschaft erhielt Alfred Mahlau 1946 eine Professur für Grafik an der Hamburger Landeskunstschule am Lerchenfeld – zu seinen Studenten zählten die später sehr erfolgreichen Künstler Horst Janssen und Vicco von Bülow (Loriot).

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