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Meister B mit dem Würfel, Apollo tötet die Schlange, um die Mitte des 16. Jh. 

Kupferstich
Erworben 1988 im Kunsthandel
Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg
Inv. 17.485

Anna Heinze

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war in Rom ein Kupferstecher und Grafiker tätig, der in der Kunstgeschichte aus Ermangelung einer eindeutigen Zuschreibung den Notnamen „Meister (B) mit dem Würfel“ erhalten hat. Dieser Notname bezieht sich auf die Signatur des Meisters, der seinen Darstellungen einen kleinen Würfel, mitunter mit dem Buchstaben B, hinzufügte. Der Künstler wurde von Kunsthistorikern vereinzelt mit Tommaso Vincidor (1481–1536) oder Benedetto Verino (1512–1570) identifiziert, doch ist diese Zuordnung in der Forschung umstritten (Vgl. Willshire 1874, S. 467).

Seine Arbeitsweise erinnert an den Stil Marcantonio Raimondis (1480–1534), in dessen Werkstatt er vermutlich arbeitete. Raimondi war Spezialist darin, Grafiken nach Gemälden, z.B. von Raffael (1483–1520), mit dem er eng zusammenarbeitete, anzufertigen. Auch bei den Kupferstichen des Meisters mit dem Würfel handelt es sich in vielen Fällen um Darstellungen nach Bildern von Raffael, Giulio Romano (1499–1546) und Baldassare Peruzzi (1481–1536).

Heute sind mehr als 85 äußerst qualitätvolle Grafiken bekannt, die dem Meister mit dem Würfel zugeschrieben werden. Sie bilden stilistisch eine Gruppe, die sich vor allem anhand der robusten Körperlichkeit der Figuren und der etwas eigenwilligen Auffassung der Proportionen erkennen lässt. Inhaltich widmen sich die Werke des Meisters mit dem Würfel mit Vorliebe mythologischen Gegebenheiten, die durch die entsprechenden Texte ergänzt werden.

Das Blatt im Landesmuseum zeigt Episoden aus dem antiken Mythos des Apoll. Der Sohn des Zeus und der Titanin Leto ist der Zwillingsbruder der Artemis und wird als Gott des Lichts mit dem Sonnengott gleichgesetzt. In der zentralen Szene des Kupferstichs ist zu sehen, wie Apoll Python, ein riesiges Schlangen- oder Drachentier, das die Orakelstelle in Delphi bewachte, mit Pfeil und Bogen tötet. In der oberen Bildzone wird das Geschehen nach der Tötung des Python dargestellt: Apoll begegnet dem Amorknaben, dem er in seinem Stolz rät, das Bogenschießen lieber den Männern zu überlassen. Um sich zu rächen, schießt Amor anschließend einen seiner Liebespfeile auf Apoll – wie weiter links zu sehen ist –, der sich daraufhin in Daphne verlieben wird. Die Nymphe Daphne ist als jungfräuliche Jägerin im Bildhintergrund dargestellt. Schließlich zeigt eine weitere Szene Apoll mit seiner Leier im Kreise der neun Musen. Die italienische Inschrift am unteren Rand der Darstellung fasst die Geschehnisse nochmals zusammen: „Vccide Phebo il gran Phiton. Serpente/Et altier di suo forza. Amor disprezza/Che nell’aria fanciul dice impotente/Quell’arco non conuiene a tua bassezza. Ma di tanta aroganza poi si pente/Che con quell’arco il fere il cuor gli spezza/Sendo in parnaso in tra le noue suore/Tal che per Daphne poi si strugge e muore.“

Das Blatt ist Teil einer vierteiligen Serie, die die gesamte Geschichte von Apoll und Daphne illustriert. Die übrigen Blätter zeigen die Episoden „Daphne und ihr Vater Peneios“, „Apoll und Daphne“ und „Die Flüsse, die Peneios trösten“. Unser Blatt steht somit am Anfang der Serie, die den Mythos von Apoll und Daphne darstellt. Nachdem sich der Sonnengott, durch Amors Pfeil getroffen, in Daphne verliebte, diese aber gegen sein Werben unempfänglich blieb, verfolgte er die Nymphe. Daphne war verzweifelt und erschöpft von der Verfolgung, lief zu ihrem Vater, dem Flussgott Peneios, und flehte ihn an, ihre Gestalt, die Apoll so begehrte, zu verändern. Daraufhin verwandelte sie sich auf ihrer Flucht vor Apoll in einen Lorbeerbaum (dies ist auf dem dritten Blatt im Bildhintergrund rechts zu sehen). Der Lorbeer war Apoll seither heilig, und zum Gedenken an Daphne trug der Gott fortan einen Lorbeerkranz oder schmückte seine Leier mit Lorbeer. Peneios fiel über den Tod seiner Tochter in tiefe Trauer und wurde von den anderen Flussgöttern getröstet, was auf dem letzten Blatt der Folge dargestellt ist.

Der Mythos von Apoll und Daphne wird von verschiedenen antiken Autoren erzählt. Maßgeblich für die künstlerische Rezeption der Frühen Neuzeit sind aber die Metamorphosen des Ovid, in denen die Verwandlung der Daphne ein zentrales Thema ist (Met. 1, 452ff.). Ovid beschreibt vor allem die Schönheit Daphnes, wenn ihr im Laufen der Wind die Glieder entblößt, das Gewand flattern lässt und das Haar nach hinten weht (Met. 1, 527ff.). So ist dies auch die Szene, die am häufigsten von Künstlern umgesetzt wurde (siehe z.B. das Gemälde von Pollaiuolo in der National Gallery in London; die Marmorgruppe von Bernini in der Villa Borghese in Rom oder auch die Ölskizze von Rubens im Musée Bonnat-Helleu in Bayonne).

Der Meister mit dem Würfel hingegen stellt nicht nur die zentrale Verfolgungs- und Verwandlungsszene, sondern auch die Vor- und Nachgeschichte dar. Die Vorlage, nach der er seine Kupferstiche anfertigte, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Vermutlich stand ihm ein Freskenzyklus, vielleicht von Baldassare Peruzzi oder Raffael, vor Augen, der durch die präzisen Stiche des Meisters mit dem Würfel für die Nachwelt dokumentiert bleibt.

Das Blatt ist Teil einer vierteiligen Serie, die die gesamte Geschichte von Apoll und Daphne illustriert. Die übrigen Blätter zeigen die Episoden „Daphne und ihr Vater Peneios“, „Apoll und Daphne“ und „Die Flüsse, die Peneios trösten“. Unser Blatt steht somit am Anfang der Serie, die den Mythos von Apoll und Daphne darstellt. Nachdem sich der Sonnengott, durch Amors Pfeil getroffen, in Daphne verliebte, diese aber gegen sein Werben unempfänglich blieb, verfolgte er die Nymphe. Daphne war verzweifelt und erschöpft von der Verfolgung, lief zu ihrem Vater, dem Flussgott Peneios, und flehte ihn an, ihre Gestalt, die Apoll so begehrte, zu verändern. Daraufhin verwandelte sie sich auf ihrer Flucht vor Apoll in einen Lorbeerbaum (dies ist auf dem dritten Blatt im Bildhintergrund rechts zu sehen). Der Lorbeer war Apoll seither heilig, und zum Gedenken an Daphne trug der Gott fortan einen Lorbeerkranz oder schmückte seine Leier mit Lorbeer. Peneios fiel über den Tod seiner Tochter in tiefe Trauer und wurde von den anderen Flussgöttern getröstet, was auf dem letzten Blatt der Folge dargestellt ist.

Der Mythos von Apoll und Daphne wird von verschiedenen antiken Autoren erzählt. Maßgeblich für die künstlerische Rezeption der Frühen Neuzeit sind aber die Metamorphosen des Ovid, in denen die Verwandlung der Daphne ein zentrales Thema ist (Met. 1, 452ff.). Ovid beschreibt vor allem die Schönheit Daphnes, wenn ihr im Laufen der Wind die Glieder entblößt, das Gewand flattern lässt und das Haar nach hinten weht (Met. 1, 527ff.). So ist dies auch die Szene, die am häufigsten von Künstlern umgesetzt wurde (siehe z.B. das Gemälde von Pollaiuolo in der National Gallery in London; die Marmorgruppe von Bernini in der Villa Borghese in Rom oder auch die Ölskizze von Rubens im Musée Bonnat-Helleu in Bayonne).

Der Meister mit dem Würfel hingegen stellt nicht nur die zentrale Verfolgungs- und Verwandlungsszene, sondern auch die Vor- und Nachgeschichte dar. Die Vorlage, nach der er seine Kupferstiche anfertigte, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Vermutlich stand ihm ein Freskenzyklus, vielleicht von Baldassare Peruzzi oder Raffael, vor Augen, der durch die präzisen Stiche des Meisters mit dem Würfel für die Nachwelt dokumentiert bleibt

 

Literatur:
L. Zentai: Drei Kupferstiche des „Meisters mit dem Würfel“. Überlegungen zu Bildthemen von Baldassare Peruzzi, in: Sitzungsberichte / Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin. Neue Folge, Band 33 (1984/85), 1983, S. 16ff.; H. Thode: Die Antiken in den Stichen Marcanton's, Agostino Veneziano's und Marco Dente's, Leipzig 1881; Ovid: Metamorphosen, hg. u. übers. v. Gerhard Fink, Düsseldorf/Zürich 2004.
Willshire, William Hughes: An Introduction to the Study & Collection of Ancient Prints, 1874, S. 467.

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