Ehrhardt lebte zu diesem Zeitpunkt in Cuxhaven, wo er nach der Entlassung aus der Landeskunstschule Hamburg durch die Nationalsozialisten 1933 eine Stelle als Organist übernommen hatte. Bei ausgedehnten Wanderungen in der „Urlandschaft“ des Watts zwischen den Inseln Neuwerk und Scharhörn entdeckte er die Schönheit der von Wind und Wasser gebildeten Sandstrukturen und erkannte, dass er mit Fotografie und Film unmittelbar an seine vorherige künstlerische Auseinandersetzung anknüpfen konnte, ohne mit der NS-Kunstdoktrin in Konflikt zu geraten. Ehrhardt betont die Oberflächenbeschaffenheit mit scharfem Licht, hebt Bewegung und Rhythmus der Materialstruktur hervor und entwickelt eine spannungsreiche Kontrapunktik zwischen geometrischer Ordnung und dynamischer Linienführung. In seiner Fotoserie gelang es ihm, die zeittypische Hinwendung zur heimischen, norddeutschen Landschaft mit dem formalistisch geschulten Blick des Neuen Sehens zu verbinden. 1936 zeigte er die Watt-Fotografien erstmals im Hamburger Kunstgewerbeverein. Die Ausstellung war so erfolgreich, dass sie ein Jahr lang durch Deutschland wanderte und anschließend nach Paris, Kopenhagen und Stockholm ging. In Verbindung mit der Alfred Ehrhardt Stiftung wird die Schau nun zum ersten Mal im Nordwesten präsentiert.