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Cornelis Ploos van Amstel und Bernardus Schreuder (nach Ludolf Bakhuizen), Schiffe vor dem Hafen Amsterdams, 1768

Radierung, Roulette auf Papier
Erworben 1989
Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg
Inv. 19.101

Stefanie Rehm

Cornelis Ploos van Amstel (1726–1798) war ein Tausendsassa der niederländischen Kunst und strahlender Stern der Amsterdamer Kunstszene des 18. Jahrhunderts. Er war als Künstler und Sammler, aber auch als Kunsthändler, Autor, Herausgeber – und vieles mehr – tätig. Das sogenannte Prentwerk (Druckwerk) kann als die wichtigste Schöpfung sowie das künstlerische Erbe Ploos van Amstels bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um eine beeindruckende Edition mit Faksimiles nach Zeichnungen berühmter niederländischer Meister des ‚Goldenen Zeitalters der Kunst‘ aus seiner eigenen Sammlung, für deren Reproduktion er eigens eine neue Drucktechnik erfunden hatte. Cornelis Ploos van Amstel verfolgte damit das Ziel, Zeichnungen unterschiedlichster Beschaffenheit – sei es mit Kreide, Rötel, Tusche oder Sepia, laviert oder koloriert – möglichst originalgetreu zu reproduzieren, zu vervielfältigen und zu verbreiten. So experimentierte er mit verschiedenen Drucktechniken, um die originale Zeichnungsmanier bestmöglich zu imitieren. Derartige Versuche der Faksimilierung erfolgten an verschiedenen Orten in Europa nahezu zeitgleich, doch die Ausführung Ploos van Amstels galt als eine der vollkommensten ihrer Art. Seiner drucktechnischen Erfindung und den Faksimiles der Zeichnungen gab er zugleich einen neuen Namen: Prenttekeningen (Druckzeichnungen). Das damit einhergehende ehrgeizige Editionsprojekt sollte ihn über 20 Jahre hinweg beschäftigen und gilt als sein Lebenswerk. Zwischen 1765 und 1787 erschienen insgesamt 46 Blätter – 45 Faksimiles sowie ein Titelblatt – in mehreren Konvoluten, wobei es von jedem Motiv 350 Abzüge gab. Ergänzt wurden sie von eigenhändig verfassten Erläuterungen, die begleitend zum Erscheinen der Kunstwerke veröffentlicht wurden.

In der Sammlung des Landesmuseums befinden sich Faksimile Nr. 13 und 34 aus dem Prentwerk. Die Reproduktion eines charakteristischen Seestücks des niederländischen Künstlers Ludolf Bakhuizen (1630–1708), einer lavierten Federzeichnung mit Schiffen vor dem Hafen Amsterdams, entstand 1768 in Zusammenarbeit mit dem Künstler Bernardus Schreuder (gest. 1780) und wurde im selben Jahr veröffentlicht. Die ausführliche Ankündigung des Blattes wird mit den Worten eingeleitet:

„Man sieht das Prentwerk nach der Erfindung des Herrn Cornelis Ploos van Amstel in diesem Jahr 1768 wieder um einen schönen Abzug vermehrt, den dreizehnten Druck, nach einer Zeichnung mit ostindischer Tinte des weithin bekannten Seemalers Ludolf Bakhuizen aus dem Jahr 1694.“ Es folgt eine detaillierte Beschreibung der Darstellung und deren Besonderheiten wie dem Licht- und Schattenspiel. Es wird auf Signatur und Datierung des Originals verwiesen, die bei der Reproduktion originalgetreu übernommen wurden. Gleiches gilt in Bezug auf die Größe des Blattes. Erwähnung findet auch der Umstand, dass die Zeichnung rückseitig vom Künstler persönlich der damals hochgeschätzten Amsterdamer Künstlerin Johanna Koerten (1650–1715) gewidmet war: „Aan de Konstryke Juffr. Anna Koerten, toegeeigent door L. Bakhuizen.“

Darüber hinaus wird ein die Zeichnung begleitender Brief Bakhuizens an Koerten zitiert. Diese verschiedenen Aspekte veranschaulichen dem Leser der Erläuterung und potentiellen Sammler der Drucke die Einmaligkeit der Vorlage – und damit verkaufsfördernd der technisch beeindruckenden Prenttekening. Auf der Rückseite des Oldenburger Exemplars ist neben dem Wappen Ploos van Amstels eine persönliche Widmung an die Familie seiner Frau Elisabeth Troost, eine Tochter des Künstlers Cornelis Troost (1696–1750) zu lesen. Das Wappen, das auf der Rückseite jedes Druckes zu finden ist, diente als ein Qualitätssiegel und Erkennungszeichen des Prentwerks. Zugleich macht es deutlich, dass es sich nicht um eine Fälschung des Originals, sondern um eines der berühmten Werke von Ploos van Amstel handelt. Beim zweiten Oldenburger Faksimile handelt es sich um eine Reproduktion einer lavierten Federzeichnung Lucas van Leydens (1494–1533) von 1515 mit dem religiösen Motiv Das Urteil Salomons, was einen Einblick in die Vielfalt des Editionsprojektes gewährt.

Dank seiner beeindruckenden Sammeltätigkeit, den ambitionierten kunstpädagogischen sowie kennerschaftlichen Bestrebungen und insbesondere durch die geniale Erfindung einer neuen Drucktechnik für das Prentwerk wurde Cornelis Ploos van Amstel zu einer Ausnahmeerscheinung seiner Zeit.

Literatur:
Stefanie Rehm: Cornelis Ploos van Amstel – Ein strahlender Stern der Amsterdamer Kunstszene des 18. Jahrhunderts und ein Oldenburger Archivschatz, in: Oldenburger Jahrbuch 2022, Bd. 122, Oldenburg 2022, S. 139–159.
Friedrich Kurd von Alten: Cornelis Ploos van Amstel. Kunstliebhaber und Kupferstecher. Eine Studie, in: Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. Im Vereine mit Künstlern und Kunstfreunden, Leipzig, 10. Jg. 1864, S. 1–74.

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