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Spiele Schmidt, Kinder Post, 1960er Jahre 

Papier, Pappe, Holz
Erworben 2015 als Schenkung
Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg
Inv. 29.724

Yasmin Maaß

Die Post war und ist ein wichtiges Organisationssystem für verschiedenste Arten der Kommunikation. Jedes Jahr feiert der 1874 gegründete Weltpostverein (Univeral Post Union, kurz: UPU) am 9. Oktober den Weltposttag. Dieser Tag soll auf die Rolle der Post für den Alltag der Menschen und die Gesellschaft aufmerksam machen, schließlich ist sie für die Zustellung wichtiger Schriftstücke wie Rechnungen, Einladungen, Postkarten oder auch Liebesbriefe zuständig. Daher verwundert es nicht, dass sie durch ihre Bedeutung für den Alltag auch in die Welt des Spielens und der Spiele einzog.

Kinderpostämter ermöglichen es bis heute, die Arbeit in einem Postamt an Miniatur-Postschaltern spielerisch zu erfassen. Postämter für Kinder existieren bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Zunächst als pädagogisches Spielzeug zum Erlernen von Amtsvorgängen erfunden, entwickelten sie sich zu Spieleklassikern. Amtsinsignien wie Mütze, Horn oder Stempel animieren dazu, die Vorgänge vor und hinter dem Postschalter nachzuspielen. Dabei lässt die Ausstattung der jeweiligen Kinderpost Hinweise zur Geschichte der Kommunikationsmittel sowie zu ihrer Zeitgeschichte zu. An dieser Kinderpoststation aus den 1960er Jahren konnten zeittypisch Telegramme verschickt oder ein öffentlicher Fernsprecher, eine kleine gezeichnete Telefonzelle, genutzt werden.

Das Spiel stammt von der Firma „Spiele Schmidt“. Auf dem Verpackungsdeckel der Kinderpost wird das Spiel bebildert: Ein lächelnder Postbeamter, erkennbar an seiner blauen Uniform, erwartet am Schalter seine Kund:innen. Zwei Kinder überreichen ihm einen Brief. Auf diese Weise wird die vom Hersteller angedachte und mit Kinderpostämtern verbundene typische Spielsituation vorgestellt: Eine zum Inhalt gehörende Pappe kann als Spielhaus aufgestellt werden. Durch eine kleine Klappe können die Briefe von den Spielenden durchgereicht werden. Diese Briefe werden danach auf ihre korrekte Adressierung überprüft, frankiert und mit einem Stempel versehen. Sollte der Schalter geschlossen sein, können bereits frankierte Briefe auch in den Briefkastenschlitz an der Seite eingeworfen werden. Bei Bedarf steht den Kund:innen auch ein Fernsprecher – selbstverständlich im Miniaturformat – zur Verfügung.

Durch den Schalter im kennzeichnenden Postgelb eröffnen sich zwei Räume: Ein Raum für die Postbeamt:innen befindet sich hinter der Durchreiche. Hier finden amtliche Vorgänge statt: Prüfen, Stempeln, Sortieren. Er ist im Inneren durch einen Schrank mit Sortierfächern, Ordnern und Papieren gekennzeichnet. Dunkel schattiert bleiben einige der Vorgänge hinter dem Schalter verborgenund lassen so Raum für Kreativität und eigene Vorstellungen während des Spiels.

Der andere Raum ist die Welt der Postkund:innen vor dem Schalter. Ein Briefträger, in Uniform mit Mütze, trägt die Post aus, während Kinder zusammen mit einem Hund einen Brief abgeben. Hiermit werden weitere wichtige Bestandteile des Postspielens illustriert: Einerseits die postalische Kommunikation zwischen Absender:in und Empfänger:in, wozu Briefe ge- und Postkarten beschrieben werden können. Hierzu bieten sich beigelegte Formulare und Postkarten mit (west-)deutschen Stadtwahrzeichen an. Andererseits wird der behördliche Vorgang dargestellt, der durch ausgefüllte Formulare, Quittungen und den Verkauf von Briefmarken gekennzeichnet ist. Nur unter diesen Voraussetzungen ist ein ortsunabhängiger postalischer Austausch möglich.

Post spielen ist Kommunikation spielen. Die Kommunikation findet dabei ebenso zwischen Briefempfänger:innen und Absender:innen wie zwischen Postbeamt:innen und Kund:innen statt. Es handelt sich also um mehrere Kommunikationsvorgänge. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Da kann auch mal ein Hund per Post nach Oldenburg verschickt werden, wie auf einem Einlieferungsschein in dieser Spielbox steht: „Lieber Thomas! Ich schicke dir Banzi.“

 

Literatur:
Susanne von Goessel-Steinmann (Hg.): Die Post in Kinderhand. Postspielsachen von gestern bis heute, Nürnberg 1998.Anette Kenntner: Postillione mit Horn oder Handy. Die Kinderpost – ein Spiele-Klassiker, in: Das Archiv: Arbeit, Technik, Kommunikation 2 (2007), S. 26-32.Christel Köhle-Hezinger: Kinderpost-Träume. Gedanken zur Ästhetik des Nützlichen en miniature, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 98/1 (2002), S. 145-150.Katrin Petersen: Das Amt im Spiel. Amtsinsignien in der Kinderpost, in: Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung: neue Folge der Hessischen Blätter für Volkskunde 46 (2010), S. 90-100.Universal Postal Union, www.upu.int/en/Home/, Abrufdatum: 24.8.2023.

 

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