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Elisabeth Grosser, Eivase mit Rollrand, 1985–1990
Elisabeth Grosser, Flacher Teller, 1985–1990
Elisabeth Grosser, Gebauchte Vase, 1980

Steinzeug mit schwarzer, glänzender Temmokuglasur mit goldgelben, aufgestreuten Aventurinflecken
Erworben 2023 als Schenkung aus der Sammlung Heger
Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg
Inv. 32.978, Inv. 32.960 und Inv. 32.961

Anna Heinze

Über 50 Jahre unterhielt die Keramikerin Elisabeth Grosser eine Werkstatt in Bad Zwischenahn, wo sie ein umfangreiches und in sich geschlossenes Werk schuf und die Keramikszene in Nordwestdeutschland prägte. Elisabeth Grosser schuf vornehmlich Gefäßkeramik, die sie frei auf der Töpferscheibe drehte. Zu ihren Werken gehören eine Vielzahl von Vasen, Schalen, Bechern und Dosen sowie vereinzelt auch mehrteilige Geschirre.

In Elisabeth Grossers Arbeiten verbinden sich Ideen des Bauhauses mit Einflüssen ostasiatischer Keramik. Mit beidem war Grosser schon früh in Berührung gekommen. 1913 in Weidenhausen bei Marburg geboren, lernte sie von 1929 bis 1932 an der Staatlichen Gewerbe- und Maschinenbauschule in Gießen, wo sie eine von sechs weiblichen unter rund 1000 männlichen Auszubildenden war. Sie belegte die Keramikklasse bei Carl Bourcarde (Bildhauerei), Heinrich Walther (Zeichnen und Malen) und G. Rieger (Fachlehrer für Keramik). Sie erhielt somit eine umfangreiche Ausbildung in allen Keramiktechniken wie Irdenware, Fayence und Steinzeug bis hin zum Porzellan. In dieser Zeit entstanden auch Figuren, baukeramische Reliefs und Plastiken, die allerdings überwiegend nurmehr fotografisch überliefert sind. Nach ihrer Gesellenprüfung als Töpferin war sie Mitarbeiterin bei Elisabeth Schaefer und anschließend bei Heinrich Hinder, bevor sie ab 1935 für 20 Jahre in der Werkstatt ihres Mannes Kurt Grosser (1913–2006) arbeitete, der in einem Ofen auf dem Gelände der Ziegelei August Lauw in Bockhorn brannte. 1940 legte Elisabeth Grosser in Hannover ihre Meisterprüfung ab (sie sollte später 15 Lehrlinge ausbilden), und einige Jahre später folgte der Bau eines eigenen Ofens auf dem Gelände der Ziegelei Lauw in Bockhorn, bei dem es sich um einen großen Freifeuer-Einzelkammerofen handelte, der mit Torf und Buchenholz befeuert wurde.

Zunächst agierte ihre Werkstatt noch als Zweigbetrieb der „Klinkertöpferei Kurt Grosser“. Nach dem Umzug nach Bad Zwischenahn firmierte sie ab 1957 als ihre eigene „Töpferwerkstatt Elisabeth Grosser Bad Zwischenahn“. In der Straße „Auf dem Hohen Ufer“ errichteten die Grossers das damals Aufsehen erregende Rondell-Gebäude mit Werkstatt, Laden und Wohnhaus – Leben und Arbeiten waren bei Elisabeth und Kurt Grosser kaum zu trennen.

Hier nutzte die Keramikerin später auch verschiedene Elektroöfen, bevor 2005 die letzten Brände in der Töpferei in Bad Zwischenahn stattfanden und Elisabeth Grosser nach Groningen zu ihrer Tochter Cornelia zog, die ebenfalls als Keramikerin tätig ist.

Durch den Austausch mit den wichtigsten Keramikkünstlerinnen und -künstlern ihrer Zeit – wie beispielsweise Auguste Papendieck, Otto Meier und Richard Bampi – entwickelte Grosser schon früh ihre eigene Technik und fand seit Ende der 1930er Jahre zu ihrem charakteristischen, harmonischen Gefäßstil, in dem sie insbesondere durch Otto Meier und Auguste Papendieck in Bremen bestärkt wurde.

Dieser Stil schlägt sich auch in den drei hier gezeigten Objekten nieder, wenngleich diese erst etwa 50 Jahre später datieren. Die beiden Vasen und der flache Teller sind in Grossers Werkstatt in Bad Zwischenahn entstanden, wo die Keramikerin eigene Glasuren entwickelte und seit etwa 1970 mit Vorliebe hellgrauweiß brennende Steinzeugtone verwendete. Sie wurden frei gedreht und bei 1240°C bis 1280°C gebrannt. Anschließend wurde der weißgraue Scherben mit glänzender Temmokuglasur mit goldgelben, aufgestreuten Aventurinflecken versehen.

Bereits die beiden Vasen zeigen den Variantenreichtum von Grossers Gefäßformen, die es vermochte, durch entschiedene Modifikationen bestimmte Grundformen immer wieder aufs neue zu variieren. Grosser, die von sich selbst sagte: „Ich bin keine Künstlerin, ich bin Handwerksmeisterin“, vereinte ruhige, körperhaft betonte und gebauchte Formen mit ausgewogenen Proportionen, die mit den Glasuren zu einer stimmigen Einheit verschmelzen. Sie experimentierte häufig mit größeren Kristallen sowie mit der ostasiatischen, seidenmatt bis -glänzend dunkelbraunschwarzen Temmokuglasur, die sie gerne mit der effektvollen, goldgelben Aventurinkristallglasur verband.

Zusammen mit weiteren keramischen Arbeiten sind die drei Objekte Anfang des Jahres 2023 als Teil einer umfangreichen Schenkung in die Sammlung des Landesmuseums gelangt, wo sie den Bestand an regionaler Keramikkunst maßgeblich bereichern.

Literatur:
Andreas Heger: „Elisabeth Grosser“, in: Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank - Online, Leipzig 2021
Otto Renken: „Eineinhalb Jahre ohne Bezahlung“, in: NWZ vom 30. Juli 1997

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